Singen für die Seele - und für Gott. Ganz ohne Perfektion

Die Kinder der Singschule Heilig Geist im Einsatz
Bildrechte Norbert Ehrensperger

Wahrscheinlich wird in kaum einem anderen Zusammenhang mehr gemeinsam gesungen, als in Gottesdiensten in der Kirche. Bei Beerdigungen höre ich aber immer öfter, dass die Menschen nicht singen wollen. „Das machen wir nicht. Das kann keiner.“ Kommt es darauf an, dass man es kann? Es ist schon spannend, die Frage: Warum singen wir eigentlich? Haben Sie sich darüber schon einmal Gedanken gemacht?

Warum singen wir?

Singen tut nicht nur der Mensch, sondern viele Geschöpfe benutzen ihre Stimmen in verschiedenen Tonhöhen. Der spannende Unterschied zeigt sich aber in der Motivation, warum sie das tun. Die Sprache hat dem Menschen einen Evolutionsvorteil gebracht. Bessere Verständigung, mehr Jagderfolg. Aber welchen Erfolg bringt das Singen? Singvögel versuchen, einen Partner für die Arterhaltung zu finden. Da ist das Singen ein Wettstreit, der der  Fortpflanzung dient. Viele Menschen, die wir in einer Kirchenbank singen hören, widerlegen den Erfolg dieses Ziels. Vielleicht haben die trotz des Gesangs jemanden gefunden. Und doch singen sie; egal ob laut, leise, vielleicht nicht bei allen Tönen richtig, aber sie singen. 
Offensichtlich macht es Menschen Freude zu singen, egal, wie gut sie es können oder nicht. 
Und das macht für mich das Eigentliche aus: . 
 
„Singen bringt die eigene Seele zum Klingen“

Mein Singen bringt etwas in mir zum Klingen. Sprechen zwei Menschen gleichzeitig, wird es schwierig mit der Verständigung. Wirklich reden kann immer nur ein Mensch. Wenn sie allerdings miteinander singen, dann entsteht etwas Neues. Es muss dabei nicht einmal das Gleiche sein, vielleicht geht es auch gegen- und nacheinander wie beim Kanon oder vielstimmig im Chor. Aber es macht aus vielen Individuen eine Gemeinschaft, einen großen Klangkörper, der miteinander klingt. Nicht perfekt, aber das sind wir Menschen sowieso nicht. Aber in diesem eigentlich zweckfreien Tun sind wir verbunden untereinander und mit Gott. 

„Singt dem Herrn ein neues Lied“, oder noch besser: „Singt dem Herrn aufs Neue ein Lied“, dann klingt es durch uns hindurch, egal auf welche Musik wir uns einigen. Ist sowieso alles ein Gottesgeschenk!

Ihr Norbert Ehrensperger, Pfarrer