Fremdsein - Was ist das eigentlich?

Ein US-Amerikaner hält ein T-Shirt in die Kamera. Darauf der Kopf eines “First American” samt Schriftzug: „We should have built the wall“ (Wir hätten die Mauer bauen sollen). Wer beurteilt eigentlich, wer fremd ist im Land? Der Monatsspruch März ist aus dem „Heiligkeitsgesetz“. Es geht darum, den neuankommenden Israeliten im Land Kanaan anhand der 10 Gebote Orientierung zu geben für die Heiligung des Lebens. Im neuen Land sollen sich die Frommen dadurch als heilig erweisen, dass sie mit Gott verbunden sind.  Sie brauchen keine Mauern, sondern eine heilige Lebensweise, durch die sie positiv herausragen. Heilig leben heißt, ohne Hass und Rache zu leben in Liebe zu Gott und den Menschen. Heilig ist es auch, bei der Ernte im Weinberg Beeren übrig zu lassen für die Armen und Fremdlinge. Und heilig ist eben auch dies: 

Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.

Die Erfahrung, selbst fremd gewesen zu sein, sei es in Ägypten oder in der eigenen Straße, kann in sich die heiligende Kraft der Empathie tragen. Mancher reagiert auf erfahrene Ausgrenzung mit Rache und Hass. Damit aber macht er sich zum Werkzeug des Unheiligen. „Ich bin der HERR, euer Gott.!“ Die Bibel wird nicht müde zu erinnern, woher die Kraft kommt, das Leben zu heiligen. Durch die Verbindung zu Gott, dem Heiligen, der uns in jedem Fremden begegnet.

Eva Siemoneit-Wanke, Pfarrerin