Denk mal an den Sinn

Alte Abtei in Schottland
Bildrechte Norbert Ehrensperger

Ist doch völlig klar, oder? Kirchen sind Denkräume, keine Denkmäler. Schlimm wäre es, wenn es anders wäre. Und doch ertappe ich mich selbst dabei, wie ich den Denkmalschutz gedanklich reduziere auf eine reine Verhinderung von Veränderung oder auf stures Erhalten dessen, was nicht verändert werden darf. Manch frustrierter Bauherr mit klassischer Immobilie mag das so sehen. 
Und doch hat das Ganze ja einen Sinn: Da ist etwas als so wertvoll erkannt worden, dass es erhalten werden soll. Und ginge es tatsächlich nur darum, eine romantische Vorstellung zu erhalten, wie die Ruine oben, wäre das alles ziemlich sinnlos. Deshalb muss jedes Denkmal zum Denken anregen. 

Pflege für das Sinnvolle

Letztlich geht es immer um das Dahinterliegende, das, worauf es ankommt. Und das können nie irgendwelche losgelösten Steine oder Vorschriften sein. Denn wenn ich den Zweck dahinter nicht begreife, dann tue ich es nicht, weil ich es als sinnlos erkenne. Nun ist aber das Dahinterliegende in unseren Denkmälern genau dieser Sinn. Was hier passiert, gibt meinem Leben Sinn. Ich erfahre in dem, was in den Mauern passiert, erfüllendes sinnvolles Handeln. Das gilt es zu erhalten, weil es dem Sinnvollen dient.
 
Jesus schickt mich auf Sinnsuche

Immer wieder hat Jesus seine Mitmenschen frustriert, weil er ihre Fragen nicht mit Ratschlägen oder Vorschriften beantwortet hat. Er regt vielmehr an nachzudenken: „Was sagst Du? Was denkst Du?“ Erst durch das eigene Nachdenken erkenne ich, was sinnvoll ist. Denkmal. Im wahrsten Sinn des Wortes. Keine sture Erhaltung, sondern sinnvolle und liebevolle Pflege. Was denken Sie? Völlig klar, oder?

Ihr Norbert Ehrensperger, Pfarrer